Handlungsutilitarismus
„Handlungsutilitaristen sind der Meinung, man solle, was richtig oder pflichtgemäß ist, im allgemeinen (oder zumindest wenn es durchführbar ist) unter unmittelbarer Heranziehung des Prinzips der Nützlichkeit entscheiden; mit anderen Worten: man solle herauszufinden suchen, welche der möglichen Handlungen vermutlich das größte Übergewicht von guten gegenüber schlechten Konsequenzen in der Welt herbeiführen wird.
Man muss sich fragen: Welche Folgen wird meine Ausführung dieser Handlung in dieser Situation haben?
Und nicht: Welche Folgen wird die allgemeine Ausführung derartiger Handlungen in derartigen Situationen haben? Verallgemeinerungen wie „Die Wahrheit zu sagen, dient wahrscheinlich immer dem größten allgemeinen Wohl“ oder „Die Wahrheit zu sagen dient im allgemeinen dem größten allgemeinen Wohl“ mögen als Faustregeln, gegründet auf in der Vergangenheit gemachte Erfahrungen, von Nutzen sein; aber die entscheidende Frage ist stets, ob es in diesem Fall dem größten allgemeinen Wohl dient, die Wahrheit zu sagen, oder nicht. Es kann niemals richtig sein, der Regel, die Wahrheit zu sagen, Folge zu leisten, wenn in einem konkreten Fall stichhaltige Gründe für die Annahme bestehen, dass dem genannten Ziel mit einer Lüge besser gedient ist.“
Regelutilitarismus
Der Regelutilitarismus betont die zentrale Rolle von regeln für die Moral und besteht darauf, - wenn schon nicht immer, so doch im Allgemeinen – konkrete moralische Entscheidungen im Einklang mit einer Regel zu fällen (wie der Regel, die Wahrheit zu sagen), ohne Rücksicht darauf, welche Handlungsalternative in der betreffenden Situation die besten Folgen hat.
Dabei sind Regeln stets so zu wählen, dass sie ihrerseits auf das größte allgemeine Wohl ausgerichtet sind. Das heißt, die Frage lautet nicht mehr, welche Handlung am nützlichsten ist, sondern welche Regel. Wenn wir eine Regel in Betracht ziehen, so sollten wir uns nicht fragen „Was werden die Folgen sein, wenn ich in diesem Fall so handle?“, sondern „Was wären die Folgen, wenn jeder in derartigen Fällen so handelte?“ – eine Frage, die wir uns tatsächlich in unseren moralischen Überlegungen häufig stellen. Das Utilitätsprinzip wird – im Normalfall zumindest – nicht bei der Festlegung unserer konkreten Pflichten relevant, sondern bei der Festlegung von Regeln, nach denen diese sich richten. (…)
Das bedeutet, dass es für den Regelutilitaristen die Pflicht geben kann, einer Regel einfach deshalb zu folgen (etwa der Regel, die Wahrheit zu sagen), weil es nützlich ist, diese Regel zu haben, selbst wenn im konkreten Fall die Befolgung der Regel nicht zu den besten Folgen führt.“
Quelle: William K. Frankena, Analytische Ethik. Eine Einführung, München: dtv 1986, S. 55f. (behutsam bearbeitet)
Präferenzutilitarismus
Der Präferenzutilitarismus ist eine moderne Variante des Utilitarismus, die vor allem vom australischen Philosophen Peter Singer entwickelt wurde.
Basierend auf dem klassischen Utilitarismus, der den moralischen Wert einer Handlung an ihrer Tendenz zur Minimierung von Leid (Schmerz) bzw. zur Maximierung von Lust (Freude) bemisst, überprüft der Präferenzutilitarismus den Grad der Übereinstimmung der Präferenz eines Wesens mit den Auswirkungen einer Handlung. Der Begriff "Präferenz" bezeichnet hier universal jedes Interesse eines Wesens (dieses kann sich aus der Empfindungsfähigkeit begründen, aber auch rationaler Natur sein). Er meint also nicht nur den Wunsch, welcher konkret im Augenblick und Zusammenhang der Handlung vorliegt, sondern vielmehr die generellen Interessen des betroffenen Wesens (etwa das rationale Lebensinteresse, wie es bei distinkten Entitäten vorliegt).
Fällt die Präferenz mit der Auswirkung der Handlung zusammen, ist die Handlung moralisch gut. Missachtet der Handelnde die Präferenz eines Wesens, so muss er notwendigerweise einen Ausgleich dafür finden (etwa durch die Beförderung einer entgegengesetzten Präferenz in höherem Maße), da die Handlung andernfalls moralisch schlecht ist. Die Vereitelung der Präferenz einer Person fällt hierbei in der Regel schwerer ins Gewicht als dies bei anderen Wesen der Fall ist (vor allem im Bezug auf die Tötung, welche bei Personen niemals ausgleichbar ist) - sie begreifen sich als distinkte Entitäten und ihre Interessen sind langfristiger und weitaus komplexer.
Eine Person zu töten bedeutet [...] normalerweise nicht nur eine, sondern eine Vielzahl der zentralsten und bedeutendsten Präferenzen, die ein Wesen haben kann, zu verletzen. Sehr oft wird dadurch alles, was das Opfer in den vergangenen Tagen, Monaten oder sogar Jahren zu tun bemüht war, ad absurdum geführt. (Lit.: Singer, 1994, S. 129)
Literatur: Peter Singer: Praktische Ethik. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Reclam 1994. Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Päferenzutilitarismus
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